23.12.2007

Ich sing für die Verrückten

Erst neulich fiel mir auf wie toll doch dieses Gedicht ist, welches Henryk M Broder in seiner Rede zum Börne Preis benutzte



Ich sing für die Verrückten


Ich sing für die Verrückten
Die seitlich Umgeknickten
Die eines Tags nach vorne fallen
Und unbemerkt von allen

An ihrem Tisch in Küchen sitzen
Und keiner Weltanschauung nützen
Die tagelang durch Städte streifen
Und die Geschichte nicht begreifen
Die sich vom Kirchturm stürzen
Die Welt noch mit Gelächter würzen
Und für den Tod beizeiten
Sich selbst die Glocken läuten

Die mit den Zügen sich beeilen
Um nirgendwo zu lang zu weilen

Die jeden Abschied aus der Nähe kennen
Weil sie das Leben Abschied nennen
Die auf den Schiffen sich verdingen
Und mit den Kindern Lieder singen
Die suchen und die niemals finden
Und nachts vom Erdboden verschwinden

Die Wärter stehen schon bereit mit Jacken
Um werkgerecht die Irrenden zu packen

Die freundlich auf den Dächern springen
Für diese Leute will ich singen
Die in den großen Wüsten sterben
Den Schädel längst schon voller Scherben
Der Sand verwischt bald alle Spuren
Das Nichts läuft schon auf vollen Touren
Die sich durchs rohe Dickicht schieben
Vom Wahnsinn wund und krank gerieben
Die durch den Urwald aller Seelen blicken
Den ganzen Schwindel auf dem Rücken
Ich sing für die Verrückten

Die seitlich Umgeknickten
Die eines Tags nach vorne fallen
Und unbemerkt von allen

Sich aus der Schöpfung schleichen
Weil Trost und Kraft nicht reichen
Und einfach die Geschichte überspringen
Für diese Leute will ich singen.

(Hanns Dieter Hüsch)

22.11.2007

Sticker...


... die mir endlich mal wieder zu sagen

13.11.2007

Communism.pl


Als ich im Oktober in Krakau war mit meinem lieblings Hasen und vielen anderen, fanden wir dieses Gefährt...

Die Communism tour bietet echt super Sachen an!!

zb.

Communism BASIC


The guided tour of Nowa Huta, previously a communist town. In an authentic car from the communist times: the Soviet Volga or the Polish working-class Nysa.
We'll drive past the most interesting places in Nowa Huta, up to Lenin Stell Mill.


oder für die Profis in sachen Kommunismus gibt es auch:

Communism PRO



The guided tour of Nowa Huta, previously a communist town. In an authentic car from the communist times: the Soviet Volga or the Polish working-class Nysa.
We'll drive past the most interesting places in Nowa Huta, up to Lenin Stell Mill.
A typical communist drink in an authentic communist pub in the centre of Krakow. On a big screen you'll see a vision of communist propaganda.


mehr auf communism.pl

04.11.2007

Naziaufmarsch in Prag !!!!

Am 10. November wollen tschechische Neonazis, anlässlich des Jahrestages der "Reichskristallnacht" durch das jüdische Viertel Prags marschieren.Diverse gesellschaftliche Organisationen Prags, sowie die tschechische Antifa rufen zur Blockade auf:


Stop the neo-Nazi marches!On the night of November 9-10, 1938, a devastating wave of pogroms took place against the Jewish population throughout Nazi Germany. Ninety-one people were murdered during “Kristallnacht”, so-called because of the shattered Jewish shop-windows, and thousands of others were taken to concentration camps.On November 10, 2007, the 69th anniversary of this pogrom, Czech neo-Nazis want to march through the streets of the former Jewish Town in Prague, to “protest against the Czech participation in the war in Iraq”. The real reason behind the march is obvious. It is a public display of the strength of a movement originating from an ideology of hatred and oppression.Organisers of this march call themselves "Young National Democrats", but they are well known activists of the prominent "National Resistance - Narodni Odpor" organisation, a loose structure of the most active Neo-Nazis responsible for organising dozens of marches and public actions in the last 10 years. These Combat 18 wannabes showed their strength last time on May Day 2007 when 600 of them attempted to march through the city of Brno. This time they have come with this carefully planned provocation.We have already stood up against such an attempt in the past when the local Neo-Nazis tried to march through the Jewish neighbourhood in 2003. They did not pass. And now we are prepared to stop them again. The authorities, the police and the populist gestures of politicians will never curtail the activities of the neo-Nazis. We believe that only day-to-day active resistance by all those who oppose neo-Nazism and any other totalitarian ideology can stop their followers.Let’s confront the neo-Nazis together and show we aren’t indifferent to what’s happening on our streets.The blockade of the neo-Nazi march starts on Saturday November 10, 2007 at 2:30pm at Náměstí Republiky in Prague.

http://blokada.antifa.cz

Du OPFER ! Ich Opfer ):


Aus : Schöner Denken. Wie man politisch unkorrekt ist.


Opfer


Semantisches Statussymbol. Wer keinen Opferstatus erobert, macht etwas falsch.

Die Armen sind Hartz-IV-Opfer, die Reichen Opfer einer unfairen Neiddebatte. Industrie und Landwirtschaft sind Globalisierungsopfer, und wer nicht hierzulande geboren wurde, ist Diskriminierungsopfer. Wir alle sind Opfer unserer Erziehung. Jeder Rechtsanwalt
erklärt seinen Mandanten zum Opfer der Gesellschaft. Das Werk von Terroristen oder Amokläufern wird als "Hilfeschrei" eines Erniedrigten und Beleidigten interpretiert. Eine beliebte Phrase von Nahost-Kommentatoren lautet, die Palästinenser seien Opfer der Opfer. Demnach sind diskriminierte palästinensische Frauen Opfer der Opfer der Opfer. Doch eigentlich sind sie Opfer der Opfer der Opfer der Opfer. Denn die Nazis ermordeten schließlich die Juden und entfachten den Zweiten Weltkrieg, weil das Deutsche Reich das Opfer des Versailler Vertrags ("Schandfriedens") war. Vermutlich würde selbst der Teufel - käme er in eine Talkshow - über sein Trauma als verstoßener Engel räsonieren.

Die Autoren dieses Buches sind Opfer ihrer Vorurteile und damit Opfer ihrer Verhältnisse.

Im Gegensatz zum umfassenden neuzeitlichen Opferkult berichten Menschen, denen tatsächlich Schreckliches widerfuhr, dass kaum einer etwas von ihrem Schicksal hören wollte. So erging es vielen KZ-Überlebenden in den ersten 20 Jahren nach 1945, und heute müssen sich DDR-Bürgerrechtler anhören, dass sie nervig und nachtragend seien. Auch Opfer krimineller Gewalt kennen dieses Phänomen.


Michael Miersch
(ps. und auch ich bin OPFER meiner Gefühle....)


22.10.2007

Hurra, wir kapitulieren

“Es ist kein Geheimnis, dass Osama Bin Laden und seine Anhänger
die Europäer für einen Haufen korrupter Angsthasen halten.
Ihr liebt das Leben, Wir den Tod , rufen sie uns zu und freuen sich über jedes
No Blood for Oil Plakat, das auf einer Anti-Kriegsdemo getragen wird."

Henryk M. Broder

(einer meiner lieblings Sätze im Buch)

21.10.2007

Die Irangefahr

Von Aluf Benn


Der Iran bewegt sich ungehindert auf die Atombombe zu - so die Lageanalyse der politischen und militärischen Führungsschicht in Israel. Der Versuch, ihm durch wirtschaftliche Sanktionen Einhalt zu gebieten, ist gescheitert, vor allem weil Russland, Deutschland und Italien sich weigern, ihre Geschäfte mit den Iranern einzustellen. Auf dem Tisch verbleiben demnach zwei Optionen: sich mit der atomaren Aufrüstung des Iran abzufinden oder sie mit Gewalt zu stoppen.

Die USA haben militärische Möglichkeiten, doch gibt es innerhalb der Regierung Opposition gegen eine Aktion im ran. Die Chancen eines amerikanischen Angriffs sind gering, die endgültige Entscheidung wird jedoch von Präsident George W. Bush getroffen. In Jerusalem tut man sich schwer mit der Beurteilung, was bei ihm überwiegt – die politischen und strategischen Bedenken gegen einen zusätzlichen Krieg im Nahen Osten (nach der Verwicklung im Irak) oder sein Glaube, dass es an ihm sei, die Welt vom Albtraum einer Atomwaffe in den Händen von Ali Chamenei und Mahmoud Ahmadinejad zu erlösen.

In den letzten Wochen hat in den USA eine lebhafte Debatte darüber stattgefunden, was man in Bezug auf den Iran tun sollte – Dialog, was die Akzeptanz des Atomprogramms bedeutet, oder Krieg. Amerikanische Strategen reden von der „kubanischen Raketenkrise in Zeitlupe“ und suchen einen dritten Weg, zwischen Angriff und Einverständnis. In Israel gibt es keine solche Debatte, abgesehen von einem kleinen Kreis von Sachverständigen und Interessierten. Scheinbar wartet Israel auf die Entscheidung von Bush, die im nächsten Jahr fällig ist, bevor es darüber nachdenkt, selbst den Iran anzugreifen.

Die öffentliche Diskussion in Amerika offenbart die unterschiedlichen Positionen der Entscheidungsträger in Jerusalem und in Washington. Von hier aus betrachtet, wirkt die iranische Bedrohung viel konkreter und furchteinflößender und die Antwort viel einfacher und präziser. Man nimmt an, dass der Iran, wie einst der Irak und Syrien, sich mit einer Reaktion schwer tun würde. Womöglich würde er einige Raketen nach Israel schicken - und zusätzlich noch einige über die Hisbollah aus dem Libanon – sowie einen Terroranschlag gegen ein israelisches Ziel im Ausland initiieren. Dies wäre schmerzhaft, aber erträglich und würde als zu rechtfertigender Preis für die Beseitigung einer existentiellen Bedrohung empfunden werden.

Auf amerikanisch klingt „Angriff gegen den Iran“ wie ein dritter Weltkrieg, so wie Bush am Mittwoch gewarnt hat: wochenlange Bombardierung der militärischen und zivilen Infrastruktur des Iran im Anschluss an Gesprächsversuche und ein offenes Ultimatum, dem die Blockade der Öllieferungen an den Westen und Terroranschläge mit Tausenden amerikanischer Opfer folgen würden, wenn nicht gar ein jahrelanger pan-islamischer Jihad gegen die USA. Selbstverständlich erscheinen die Destabilisierung der Weltordnung und die Zerstörung der westlichen Volkswirtschaften angesichts einiger Atombomben im Iran übertrieben.

Wenn Israelis vom „point of no return“ des iranischen Atomprogramms sprechen, meinen sie das „Überschreiten der technologischen Schwelle“, d.h. den Moment, in dem iranische Ingenieure und Wissenschaftler das Know-how zum Bau von Atomwaffen beherrschen und auch darauf zurückgreifen können, wenn die bestehenden Anlagen zerstört bzw. aufgrund diplomatischer Vereinbarungen geschlossen würden. Die rote Linie der Amerikaner liegt an einem ferneren Zeitpunkt, wenn der Iran über eine einsatzbereite Bombe verfügt.

Die Unterschiede in den Positionen sind verständlich. Der Einwohner Chicagos oder Miamis kann in Ruhe mit der iranischen Bombe leben, so wie er unter der sowjetischen Bedrohung gelebt hat. Der Einwohner Tel Avivs, den der iranische Präsident nach Alaska oder Kanada zu vertreiben droht, muss da sehr viel besorgter sein.

„Die Welt“ ist sich dieser Unterschiede bewusst, und ihre Verweigerung von Sanktionen und ernsthafter Organisierung gegen den Iran drängt Israel still und leise zur Entscheidung des Angriffs. Das internationale Schweigen, mit dem die Aktion in Syrien bedacht worden ist, könnte als Ermunterung der israelischen Machtdemonstration aufgefasst werden. Der Austausch von Drohungen zwischen Israel und dem Iran ist von der internationalen Gemeinschaft - jedenfalls bis zur letzten Rede Bushs - gleichgültig aufgenommen worden, wenn man es mit den fortgeschrittenen Anstrengungen in der palästinensischen Frage vergleicht. Womöglich hat der amerikanische Experte, der die Geschehnisse seit Jahren verfolgt, ja Recht, wenn er sagt: „Ihr habt eineinhalb Millionen Palästinenser, die morgen nach Tel Aviv marschieren können und regt euch über Atomwaffen im Iran auf?“

Doch von Israel aus betrachtet, sieht es anders aus: In den Augen der Entscheidungsträger werden wir mit den Palästinenser irgendwie zurechtkommen. Die iranische Bedrohung jedoch wird als unerträglich empfunden. Wer anders denkt, spricht dies nicht offen aus, zumindest nicht, bis klar ist, ob es wirklich einen Weg gibt, die Iraner zu stoppen – oder es schon zu spät ist.

(Ha’aretz, 19.10.07)


(vom ex-strangeboy bekommen)

50 Jahre sind 50 Jahre zu viel !!!!!!


„SO WAS KOMMT VON SO WAS“
50 JAHRE GESCHICHTSREVISIONISMUS
UND VOLKSTÜMELEI : HISTORISCHE
SCHULD LÄSST SICH NICHT LEUGNEN



Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
wurden Teile Deutschlands in die vier bekannten
Besatzungszonen eingeteilt, andere
Teile wurden verschiedenen Nationen zugesprochen.
Aus einigen dieser Nationen kam
es in der Folgezeit zu Umsiedlungen nach
Deutschland. Die Deutschen hatten sich in
diesen Staaten schon vor der Herrschaft der
Nationalsozialisten größtenteils als eigenständige
Kollektive konstituiert. Diese basierten
einzig auf der angeblich gleichen
Kultur. Mit dieser Abgrenzung hatte die
Deutschen sich als von der restlichen Bevölkerung
unterschieden verortet. Als Kollektiv
hatten sie eine, teilweise gewalttätige, völkische
Politik betrieben. Während des Nationalsozialismus,
insbesondere während des
Zweiten Weltkrieges, waren sie Nutznießer
und aktive Träger der nationalsozialistischen
Herrschaft.
Aus gutem Grund wurde diesen Umgesiedelten
von den Alliierten direkt nach dem
Zweiten Weltkrieg eine eigenständige Organisierung
untersagt. Erst im Zuge der nachlassenden
Entnazifizierungsbemühungen
konnten sich in den frühen 50er Jahre erste
„Vertriebenenorganisationen“ gründen.
1950 wurde die Charta der Vertriebenen unterzeichnet,
in welcher diese sich unter völliger
Missachtung der historischen Umstände
zu Leidenden des Zweiten Weltkrieges
erklärten. Eine Ansicht, die auch heute noch
offensiv in der Selbstbezeichnung als „Vertriebene“
vertreten wird.
1957 wurde dann als Dachorganisation der
Bund der Vertriebenen [BdV] begründet,
dessen 50er Geburtstag am 22. Oktober
2007 von ihm in Berlin begangen wird. Auch
wenn der BdV gerne den Eindruck erweckt,
vertrat er nie die Gesamtheit aller Umgesiedelten,
sondern immer nur den Teil der
deutschen Bevölkerung, der sich zur Geschichtsdeutung
und Politik der organisierten
„Vertriebenen“ bekannte. Die Umgesiedelten,
die sich entweder damit abfanden,
dass die Umsiedlungen nicht rückgängig zu
machen sind oder aber deren Berechtigung
trotz der eigenen Geschichte einsahen, waren
nie Teil des BdV.
Mit ihrer Charta der Vertriebenen versuchten
die „Vertriebenen“ sich als Opfer der
nationalsozialistischen Politik darzustellen.
Gleichzeitig wird die Charta bewusst als Protest
gegen das Potsdamer Abkommen begriffen.
Bereits in den 1950er Jahren forderten
die „Vertriebenen“ auf Grundlage dieser
Charta, bei der Frage europäischer Machtkonstellationen
mitentscheiden zu können.
LEIDEN UND GEBIETSANSPRÜCHE
Faktisches Ziel in den ersten 20 bis 30 Jahren
der Existenz des BdV war es, politisch
den Anschluss der DDR, Polen und der
Tschechoslowakei zugesprochenen Gebiete
an die Bundesrepublik zu erreichen. Die
auch heute noch vom BdV benutzte Parole
des „Rechts auf Heimat“ sollte lange Zeit
einen expliziten Anspruch auf diese Gebiete
aufrecht erhalten.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung
kam es zu einem diskursiven Wandel. Dieser
ging mit einem Generationenwandel in
der Führungsetage und an der Basis des
BdV einher. Nicht mehr die wirklich Umgesiedelten,
sondern eine sogenannte „Bekenntnisgeneration“
übernahm aus Altersgründen
nach und nach die Arbeit des Verbandes.
Unausgesprochenes Ziel ist es heute,
eine kulturell-hegemoniale Dominanz in
den ehemals von Deutschen mitbewohnten
Gebieten zu erringen. Dies manifestiert sich
unter anderem in den Forderungen des BdV
nach einem „Minderheitenstatus“ oder
„Volksgruppenrechten“ für Deutsche im
Ausland. Gleichzeitig betreibt der BdV und
seine Unterorganisationen in von ihm als
Einflussgebiet angesehenen Gemeinden eine
Kulturpolitik, welche vorrangig darauf abzielt,
die tatsächliche oder angebliche deutsche
Tradition in der jeweiligen Gemeinde
zu erhalten.
Gesellschaftlich bedeutsam ist der BdV
heute durch das Aufgreifen und beständige
Verbreiten eines spezifisch völkischen Heimatdiskurses.
Heimat versteht der BdV als
ein erbliches, mit der Geburt gegebenes und
unveräußerliches Gut, welches grundlegend
für die kulturelle Identität eines Menschen
sei.
Dass es einen guten historischen Grund
gab, die Deutschen umzusiedeln, will der
BdV dabei nicht wahr haben. Ebenso wenig
den Fakt, dass die Ungerechtigkeiten und
Leiden, die bei oder durch diese Umsiedlung
eintraten, ihren Ursprung im politischen
Verhalten der Deutschen vor 1933 und während
der nationalsozialistischen Herrschaft
hatten. Stattdessen pflegen die „Vertriebenen“
einen Diskurs, indem vermeintliches
oder tatsächliches Leid als Bewertungsgrundlage
von Politik angesehen wird. Dieser
ist auch in der öffentlichen Debatte um
den Alltag im dritten Reich angekommen.
Dass die Umgesiedelten litten, gilt als
grundlegend für die historische Bewertung
dieser Vorgänge. Und nicht, dass es Gründe
für die Umsiedlungen gab und dass dies in
einem zerstörten Europa geschah. Mit dieser
Argumentation wird die gesamte Menschheitsgeschichte
auf eine einfache Formel reduziert,
bei der alle Leiden als gleichwertig
angesehen werden. Das Überleben von Konzentrationslagern,
die Flucht vor den Genoziden
der letzten Jahrzehnte auf dem afrikanischen
Kontinent und anderes, wird so auf
eine Ebene gestellt, auf der sich die „Vertriebenen“
ebenfalls verorten. Dies ist argumentativ
absurd. Gleichzeitig ist es aber –
beispielsweise durch die zahlreichen Dokumentationen
der ZDF-Geschichtsredaktion
und solche Kinoerfolgen wie Der Untergang
– schon längst zur akzeptierten Argumentation
innerhalb der deutschen Öffentlichkeit
geworden. Wobei es schwierig ist, den Anteil
der Politik der „Vertriebenen“ an der
Verbreitung dieser Meinung einzuschätzen.
Vielleicht ist er nicht annähernd so groß, wie
manchmal angenommen wird. Auffällig ist
allerdings, dass sich die Äußerungen des
BdV und breiter Teile der Öffentlichkeit,
heute kaum noch voneinander unterscheiden
lassen.
ZENTRUM, GEDENKTAG UND
SCHULALLTAG
Das bisher am weitesten fortgeschrittene
Projekt der „Vertriebenen“ firmiert unter
dem Titel Zentrum gegen Vertreibung. Die
erste Grundthese dieses Projektes ist, dass
jede Vertreibung von Menschen, ungeachtet
aller Begleitumstände, ein Verbrechen sei
und dass die Umsiedlungen der Deutschen
nach dem Zweiten Weltkrieg eine solche
Vertreibung darstellen würde. Die zweite
Grundthese ist die, dass jedes „Volk“ eine
gemeinsame historische Erfahrung hätte,
diese ausgeglichen sein müsste und dass
der deutschen historischen Erfahrung das
angemessene gedenken an die Umsiedlungen
fehle. Die Deutschen sollen, so die Forderung
des BdV, hauptsächlich gedenken,
dass Deutsche umgesiedelt und damit angeblich
zu Opfern wurden. Alle anderen Opfer,
hätten vorerst hinter diesem Gedenken
zurück zu stehen. Es geht den „Vertriebenen“
dabei letztlich um eine Gleichsetzung
aller Verbrechen des Nationalsozialismus,
inklusive der Shoa, mit ihrem eigenen
Schicksal.
Die „Vertriebenen“ haben mit diesem Projekt
erreicht, dass ihre Geschichtsdeutung
öffentlich kaum noch hinterfragt wird, auch
wenn der radikalen Forderung des BdV nach
einem Zentrum gegen Vertreibung in Sichtweite
des Holocaustmahnmals – und damit
einer Gleichsetzung von Shoa und Umsiedlung
– mehrere Male eine Absage erteilt
wurde und sich nach und nach ein erweitertes
Konzept eines europäischen Netzwerkes
gegen Vertreibung durchzusetzen scheint.
Doch weithin werden heute Umsiedlungen
als „Vertreibungen“ bezeichnet, die historisch
fragwürdigen Zahlen des BdV als Fakten
übernommen und die „Vertriebenen“ als
Opfer angesehen, deren Leiden öffentlich
gedacht werden müsse. Fragwürdig scheint
nur noch die konkrete Umsetzung dieses
Gedenkens.
Kurz vor dem 50. Jahrestag ihres Verbandes
traute sich deren Vorsitzende Erika
Steinbach mit einer weiteren Forderung in
die Öffentlichkeit. Es reicht ihr offenbar
nicht, dass den Behauptungen ihres Verbandes
nach und nach öffentlich Glauben geschenkt
wird. Sie möchte einen nationalen
Gedenktag für die „Vertriebenen“ etablieren.
Eine Etablierung eines solchen Tages als offiziellen
Gedenktag würde konsequent zu
Ende gedacht bedeuten, dass die deutsche
Öffentlichkeit einmal jährlich gedenkt, den
Zweiten Weltkrieg verloren zu haben.
Einen massiven Hinweis auf den bedeutenden
inhaltlichen Einfluss der geschichtsrevisionistischen
Strömung in der deutschen
Gesellschaft, an welcher die „Vertriebenen“
aktiv teilnehmen, ist die Tatsache, dass in
Nordrhein-Westfalen seit dem Schuljahr
2007/2008 das Thema „Vertreibungen der
Deutschen“ in den Jahrgängen fünf bis zehn
im gymnasialen Rahmenplan vorgesehen
ist. Der Plan der umstrittenen Schulministerin
lautet, diese Regelung in den nächsten
Jahren auch in den anderen Schultypen
durchzusetzen, auch wenn die Oppositionsparteien
noch protestieren. Die „Vertriebenen“
stimmten diesem Plan begeistert zu
und möchten ihn gerne auf alle Schulen in
Deutschland ausgedehnt sehen.
Neben diesen Initiativen gibt es innerhalb
des Verbandes weiterhin eine einflussreiche
Gruppe von Befürwortern und Befürworterinnen
von Gebietsansprüchen. Furore
machte dabei in den letzten Jahren hauptsächlich
die Preussische Treuhand. Diese
Organisation kündigte an, Klagen von „Vertriebenen“
gegen Polen auf Rückgabe von
Eigentum zu sammeln und vor dem Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte zu
vertreten. Hiermit will die Preussische Treuhand
erreichen, die Umsiedlungen als Unrecht
anerkennen zu lassen. Auch wenn der
BdV sich offiziell von dieser Organisation distanzierte,
wird sie doch einzig getragen
von Mitgliedern des BdV, bis hin zum Vorsitzenden
einer der größten Gruppen im BdV,
der Landsmannschaft Schlesien.
ZWANGSKOLLEKTIV
Grundlegend für die Politik des BdV außerhalb
Deutschlands ist das Verständnis von
„Volksgruppen“. Individuen werden nach
diesem Verständnis nicht vorrangig als Bürgerinnen
und Bürger des Staates angesehen,
in dem sie leben, sondern als Angehörige
eines „Volkes“. Welchem „Volk“ ein Individuum
dabei angehört, geht einzig und
allein aus der Zugehörigkeit der leiblichen
Eltern hervor. Jene Zuordnung ist nach dieser
Vorstellung unabänderlich. Ein „Volk“ ist
somit eine Zwangsgruppierung mit vererbter
Mitgliedschaft.
Während viele Formen des Rassismus und
Nationalismus davon ausgehen, dass für je-
des „Volk“ eine eigenständige Nation begründet
werden müsse, vertritt der BdV –
zumindest die Teile, die von Gebietsrevisionen
absehen – ein modifiziertes Konzept.
Dieses findet heutzutage auch in rechtsextremen
Kreisen mehr und mehr Akzeptanz,
gilt aber auch Teilen der offiziellen deutschen
Politik als Grundlage der deutschen
Außenpolitik. Es ist im Rahmen dieser Auffassung
möglich, dass unterschiedliche „Völker“
in einem Staat leben können. Für das
Funktionieren und Bestehen eines Staates
wird es als notwendig angesehen, dass alle
Menschen schicksalhaft jeweils einem „Volk“
zugeordnet werden und vor allem im Rahmen
dieser „Volksgruppen“ politische Macht
ausüben.
Dieses Denken steht dem Grundgedanken
vom selbstbestimmten Individuum als Menschenbild
gegenüber.
Darüber hinaus beinhaltet das „Volksgruppendenken“
des BdV die Vorstellung von der
Zusammengehörigkeit von „Volksgruppen“
über staatliche Grenzen hinweg. Hieraus leiten
die „Vertriebenen“ ihre Verantwortlichkeit
für Deutsche außerhalb Deutschlands
ab.
DEUTSCHLAND
Die Diskurse, welche der BdV pflegt, werden
heutzutage auch in der deutschen Öffentlichkeit
akzeptiert. Nicht nur, dass am
50. Jahrestag die Bundeskanzlerin eine
Festrede halten soll und dass die jährlichen
Tage der Heimat regelmäßig von Politikerinnen
und Politikern in höchsten Regierungsämtern
besucht werden.
Auch die Vorstellung, die „Vertriebenen“
über Leiden und Heimat verbreiten, haben
eine gewisse Allgemeingültigkeit erlangt.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen strahlte
Anfang 2007 einen Zweiteiler aus, in dem
das Schicksal von Umgesiedelten als Katastrophe
Unschuldiger ohne historischen Vorlauf
dargestellt wurde. Gleichzeitig produziert
die Geschichtsredaktion des ZDF unter
Guido Knopp beständig Serienbeiträge, in
welchen die Täter und Täterinnen des Nationalsozialismus
unangefochten als Zeitzeuginnen
und Zeitzeugen gelten und jetzt öffentlich
Geschichten verbreiten können, die
sie Jahrzehnte lang schon bei Familienfesten
kundgaben.
Das die Umsiedlung eine Vertreibung gewesen
wäre, die mit real vorgekommen Vertreibungen
und Völkermorden, wie dem an
den Armeniern nach der jungtürkischen Revolution,
gleichzusetzen sei, ist eine weit
verbreitete Ansicht. Nicht mehr eine marginalisierte
Meinung, deren Fehlerhaftigeit offensichtlich
wäre.
Bis in die 1980er Jahre stand der BdV eindeutig
in der rechten Ecke des gesellschaftlichen
Systems, in die er auch gehört. Heute
hat er sich durch die vordergründige Aufgabe
der revisionistischen Gebietsansprüche
zu einer Organisation gewandelt, die in der
deutschen Öffentlichkeit als annehmbar gehandelt
wird.
HEUTE
Unsere Kundgebung richtet sich einerseits
dagegen, dass eine solche Organisation wie
der Bund der Vertriebenen ganze 50 Jahre
existieren und arbeiten konnte. Andererseits
soll sie neben der Geschichte und dem Einfluss
dieser Organisation die Selbstverständlichkeit
skandalisieren, mit der die
deutsche Geschichte umgeschrieben, der
Nationalsozialismus zu einer überwunden
Marginalie umgedeutet und antimodernen
Ideologemen wie Heimat und „Volksgruppen“
eine Wahrhaftigkeit zugesprochen
wird. Vielmehr ist das völkische und revanchistische
Gedankengut, dem sich der BdV
bedient, gesellschaftlich akzeptiert und gefördert.
Die Politik der „Vertriebenen“, die
Unverschämtheiten der deutschen Öffentlichkeit
im Umgang mit ihrer historischen
Schuld und ihr offener Geschichtsrevisionismus,
stellen sich ergänzende Teile einer gesellschaftlichen
Entwicklung dar, die wir insgesamt
angreifen wollen.

Bündnis 50 Jahre sind 50 zuviel

Berlin
Kundgebung: 22.10.2007, 17.00, Berlin,
vor der Neuen Wache (Unter den Linden
4)




www.50-jahre-sind-genug.de.vu

05.10.2007

The Bubble

Film Tip






Bitter sweet wie Romeo und Julia.
Die Geschichte von Ashraf und Noam.
Verfilmt vom israelischen Regisseur Eytan Fox.

27.09.2007

"Schwule gibt es bei uns nicht"

Dass es keine Schwulen im Iran gibt behauptete der Iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad in der Columbia Universität, als er sich gestern den Fragen von Studenten stellte.

Die frage die sich mir stellt ist wie lange es noch Homosexualität im Iran gibt!?

Warum?

Alleine seit 1979 soll das Mullahregime mindestens 4.000 schwule Männer hingerichtet haben, denn Laut dem Paragraf 111 des iranischen Strafgesetzbuches steht auf Sex zwischen zwei Männern die Todesstrafe. Die Paragrafen 121 und 122 bestrafen das “Vorspiel” ohne Penetration mit 100 Peitschenhieben für beide Partner. Nach Paragraf 123 gibt es 99 Peitschenhiebe für nicht verwandte Männer, die “nackt unter demselben Laken liegen, ohne dass dies nötig wäre”. Die Paragrafen 127 bis 134 regeln lesbische Beziehungen, die mit bis zu 100 Hieben geahndet werden. Auch hier gibt es beim vierten Urteil die Todesstrafe.

(mit Informationen von cliffcosmos)



Wenn es keine Homosexuellen mehr im Iran gibt ,dann hat eine grausame Endlösung bereits statt gefunden.

mehr infos auch bei IRanian Queer Organization

26.09.2007

14.09.2007

WICHTIG !!!!!

MORGEN BRANDENBURG /HAVEL !!!!!!

Die rechtsextreme NPD plant für Sonnabend eine Demonstration in der Brandenburger Innenstadt. Die Demonstration, die bereits ab 10 Uhr beginnen und bis 13 Uhr dauern soll, wird vom Bahnhof durch die Bauhofstraße gehen, der weitere Verlauf der Strecke ist noch offen.
Die Demo, die unter dem Motto "Gegen linke Gewalt" stehen soll, ist dem Vernehmen nach am Dienstag bei der Brandenburger Polizei angemeldet worden. Wie der amtierende Polizeichef Mathias Tänzer sagte, sei der Anmelder der Polizei "aus der rechten Szene gut bekannt". Allerdings gebe keine Handhabe, um den Rechten das grundgesetzlich gesicherte Recht "sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln" zu verweigern.

Derzeit bereitet sich die Polizei auf einen Großeinsatz vor. Allein wird das Tänzers Team nicht schaffen. Massive Unterstützung ist angefordert worden. Die Rechten rechnen mit etwa 50 bis 100 Marschierern. Tänzer: "Wir wissen nicht, woher die ihre Klientel ziehen. Doch die angemeldeten Zahlen dürften erreicht werden." Für jeden Rechten, so Tänzers Ziel, werde es einen Uniformierten geben.

Nun muss sich die Polizei kurzfristig auf eine zweite Demo einstellen. Der Brandenburger René Kretschmar (Linkspartei) hat als Privatperson ebenfalls eine Demonstration angemeldet. Die steht unter der Überschrift: "Bunte Vielfalt gegen braune Einfalt". Kretschmar: "Wir haben das bewusst nicht als Partei angemeldet, um die Demo für alle Brandenburger Demokraten zu öffnen." Die Gegendemonstranten treffen sich Samstag um 10.30 Uhr auf dem Neustädtischen Markt. Von dort soll dann ein Zug über Steinstraße und Bauhofstraße zum Nicolaiplatz führen.

Begeistert ist Mathias Tänzer davon nicht: "Mit diesem Reflex rechnen die Rechten." Er hätte es lieber gesehen, wenn sich die Gegenseite am "Cottbusser Modell, also der ablehnenden Ignoranz der NPD" orientiert hätte. Allerdings sei ihm die angespannte Situation in Brandenburg im Zusammenhang mit dem umstrittenen Extremismuskonzept bewusst. Insofern verwundere es ihn, dass man sich nicht im Kampf gegen Rechts habe zusammenraufen können. "Wir sagen seit einiger Zeit immer wieder deutlich, dass wir mit zunehmenden rechten Aktivitäten in Brandenburg rechnen." Mit Blick auf die Kommunalwahl 2008 müsse man davon ausgehen, dass die NPD "die Stadt Brandenburg als das politische Zentrum des Landkreises" betrachte, in dem sie Fuß fassen wolle.

Auch der CDU-Fraktions-chef Walter Paaschen verweist auf das "Cottbusser Modell" des dortigen Beigeordneten Lothar Nicht (Linke). "Eine Gegendemo wäre gut gemeint – aber wirkungslos", sagt Paaschen. Er sei, so der CDU-Vize weiter, im Gespräch mit dem SPD-Chef Ralf Holzschuher. Man wolle für die heutige SVV eine gemeinsame Erklärung erarbeiten. Auch Holzschuher hat offensichtlich Probleme, sich an einer Gegendemo zu beteiligen. "Wenn wir jedesmal eine Gegendemo machen, wäre das für die Rechten doch das Beste, was ihnen passieren kann. Und was ist, wenn die sich anmelden, und dann nicht kommen?" Allerdings werde er sich einer Gegendemo auch nicht verweigern und hoffe, "dass sich die CDU anschließt, bei allen Problemen, die wir mit Dietlind Tiemann und Walter Paaschen haben".

Für den in Brandenburg lebenden Landtagspräsidenten Gunter Fritsch (SPD) gibt es indes keinen Zweifel, dass man in Brandenburg am Samstag "Gesicht zeigen muss". Man löse Probleme nicht, in dem man sie ignoriere und totschweige. Das habe die deutsche Geschichte schmerzlich bewiesen. Er hofft, dass sich die Stadtverordneten heute zu einer gemeinsamen Aktion gegen die rechte Gefahr entschließen können. Darauf setzt auch Bürgermeister Steffen Scheller (CDU): "Ich bin auch dafür, das nach Möglichkeit zu ignorieren. Aber wenn heute die Gemeinschaft der Normaldenkenden, zu der ich mich zähle, zum Schluss kommt, wir müssen hier Farbe bekennen, dann werde ich mich anschließen."

Quelle: MAZ

11.09.2007

die Bandbreite-Lachnummer

Wer Antisemit und Antiamerikanist ist, wird heute selber entschieden...







ps. Wo bleibt die 23 ???

Volk 1.0

Schäuble will keine neue Stasi aufbauen. Er verwirklicht nur, was sich die Deutschen wünschen. kommentar von daniel kulla

Kommt die Stasi zurück? Selbstredend nicht. Zwar ist Überwachung gefährlich. Nicht aber, weil sie die freiheitsliebenden Deutschen kontrolliert, sondern weil eine ohnehin konforme Gesellschaft, ohne viel zu murren, noch konformer werden könnte.

Das MfS unterhielt 200 000 Zuträger, um die ­eigenen Staatsbürger davon abzuhalten, die Gesellschaftsordnung der DDR zu stürzen. Abhörtechnik, willkürliche Verhaftungen und auch die Verwendung von Geruchsproben gehörten zur Routine. Der Innenminister, sein Ministerium und die anderen Sicherheitsfachleute der Gegenwart wollen hingegen die Überwachung der Bürger um einzelne, wenig zielgerichtete Maßnahmen ergänzen.

Wenn Schäuble seine Zwangsvorstellungen von Staat und Ordnung derart offen ausleben kann, stellt sich eher die Frage, die von seinen Gegnern gern übergangen wird: Warum gibt es zu Schäubles Staatsschutz kein Pendant, das die Gesellschaft vor dem Staat schützt?

Wer sich in Deutschland für das Recht auf Privatsphäre einsetzt, vertritt eine Minderheitenposition und kann sich auf keine Civil Liberties Union stützen, nicht auf libertäre Fraktionen in den Regierungsparteien oder auf eine starke Bürgerbewegung, die wie in Irland Biometrie in den Ausweisen verhindern könnte. Es kann nicht von Lobbyarbeit gesprochen werden, wenn ein Datenschutzbeauftragter und ein engagierter Hacker vom Bundestag zu neuen Gesetzen angehört werden. Eine Lobby übt Druck aus, droht mit Sanktionen und zwingt diejenigen, die die Entscheidungen treffen, zwischen Interessen abzuwägen.

Statt sich damit auseinanderzusetzen, dass die Bevölkerung nach hartem Durchgreifen verlangt, werden gewagte Thesen darüber aufgestellt, dass das Innenministerium Anschlagsrisiken übertreibe, um seine Pläne durchzusetzen. Dabei wurden die Verschärfungen der Inneren Sicherheit immer dann besonders geräuschlos durchgewun­ken, wenn es nicht um Terror ging, etwa bei der Erweiterung des kleinen Bundesgrenzschutzes zur riesigen Bundespolizei.

Stasi 2.0? Nein, ganz einfach Volk 1.0, Standardausgabe. Wer in der Zeitung über seine Nachbarn lesen will, was sie für sexuelle Gepflogenheiten haben oder wie gemeinschaftsfeindlich sie sich der unkorrekten Mülltrennung schuldig machen, der hat wenig Skrupel, was einen starken, schützenden Staat angeht.

Vielleicht täte eine Kampagne gut, die diesem Schlag von Blockwarten klarmacht, dass die Grundlage ihrer Häme darin besteht, dass niemand etwas über sie selbst herausfindet.



aus der jungle world geklaut

05.09.2007

Für alle die,

die ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht haben....

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Ist Dir kalt oder hast Du was gegen Juden?!



Das ist die Frage, die man Dir tatsächlich so stellen möchte,
wenn man Dir auf der Straße begegnet. Warum? Du trägst ein
Palästinensertuch. Und so kuschelig und praktisch und warm
dieses Stück Stoff auch sein mag, es ist nicht irgendein
Tuch, das Du Dir da umgeschlungen hast, sondern es ist
eindeutig konnotiert. Eben nicht nur nettes Modeaccessoire,
eben nicht nur praktischer Schalersatz für die kalten Tage,
sondern ein Kleidungsstück mit Geschichte. Um also zu erklären,
warum man Dir eine so ungeheuerliche Frage stellt – denn es ist
Winter, Dir ist kalt und natürlich hast du überhaupt
nichts gegen Juden – muß man zuerst klären,
wofür dieses Tuch eigentlich steht:



Das Palituch in den palästinensischen Autonomiegebieten



Ungefähr um 1936 begann der als Mufti von Jerusalem bekannte
Amin el-Husseini, das sogenannte Palästinensertuch bei der
Bevölkerung durchzusetzen. Gefoltert und/oder getötet wurden
diejenigen, die sich dem allgemeinen Zwang nicht beugen wollten und weiterhin
europäische Hüte spazierentrugen oder einen westlichen
Kleidungsstil pflegten. El-Husseini war einer der engsten
Verbündeten der Muslimbruderschaft, die bis heute den ideologischen
als auch den organisatorischen Kern der islamistischen
Bewegung bildet, die Gruppen wie al Qaida oder eben Hamas umfasst.
Ihr gemeinsames Ziel ist der Widerstand gegen die
"kulturelle Moderne". Das Tragen des Palituchs ist Ausdruck
einer Abkehr vom Westen, die die Rückbesinnung auf die eigene
Kultur beabsichtigt und der eben auch die Homogenisierung der
Menschen durch diese – nennen wir es euphemistisch "Kleiderordnung" – dient. Im Prinzip ist die Aussage, die durch diese Tücher gemacht wird,
ganz einfach: Wir gehören zusammen, wir sind ein Volk und daraus
folgt, dass wer sich weigert als Feind behandelt wird. Es geht nicht
nur darum, eine eigene Kultur in Koexistenz aufzumachen, sondern
um die Bekämpfung des Westens.
Der "Westen" meint in diesem Fall besonders Israel und die USA,
gegen die in der gesamten muslimischen Welt in den Moscheen
der Djihad ("Heiliger Krieg") ausgerufen wird. Nicht nur für
Arafat, die Hamas, Hizbollah, Bin Laden und Hussein gilt
einhellig: "Frieden bedeutet für uns die Zerstörung Israels." (Arafat 1980) Die ganze muslimische Welt soll sich solidarisieren und identifizieren:
"Wir sind alle Muslime. Wir werden alle unterdrückt. Wir werden alle
gedemütigt. (...) 1,3 Milliarden Moslems können nicht durch ein paar
Millionen Juden besiegt werden." (Mahathir Bin Mohamad,
Premierminister von Malaysia auf der islamischen Spitzenkonferenz 2003)
Der Kampf der Islamisten gegen die Juden und gegen Israel kann ebenfalls auf eine längere Geschichte zurückblicken. Die erste große Mobilisierungskampagne der "Muslimbrüder" gegen Juden und Zionisten fand 1936 in Palästina statt. Mit Parolen wie "Nieder mit den Juden" und "Juden raus aus Ägypten und Palästina" wurde damals das bis heute nicht veränderte Ziel artikuliert und in Angriff genommen, diese Länder von jüdischen Menschen zu säubern.

Konsequenterweise richtet sich der Kampf heute vor allem gegen den Staat Israel. Dieser "Kampf" besteht im wesentlichen aus Selbstmordattentaten gegen die Zivilbevölkerung. Unterschiedslos wird gemordet, in Kinos, Restaurants, oder in der Disko. Je mehr desto besser, denn einen Falschen kann es aus dieser Perspektive nicht treffen. Hauptsache, man erwischt so viele Juden wie möglich.
Den Islamisten bedeutet Israel Sittenzerfall, Individualismus, Eigennützigkeit, Kapitalismus, Zersetzung, Macht – kurz: "ein seit fünfzig Jahren bestehendes Verbrechen". (Bin Laden, 2001)
Individualitaet und die Wahrnehmung eigener, auch kommerzieller Interessen, also nicht gerade die schlechstesten Hervorbringungen des Kapitalismus, werden, antisemitischen Denkmustern entsprechend, mit den Juden identifiziert.
Diese gemeinschaftsschädigenden Eigenschaften, die auch gerne als "jüdisches Prinzip" bezeichnet werden, werden auch in den eigenen Reihen aufs Schärfste verfolgt. So wurden in der 1. Intifada mehr Palästinenser von den eigenen Leuten ermordet als von der israelischen Armee, weil sie tatsächlich oder angeblich kollaborierten, oder auch wegen Drogenkonsum, Videohandel und Prostitution. (vgl. "Bündnis des Grauens" in Jungle World 49/2002)
Jedes Streben nach Vergnügen und individuellem Glück wird verfolgt und als Bedrohung des Glaubens angesehen oder gleich als Kollaboration mit dem Feind, die mit dem Tod bestraft wird. Emanzipative Regungen von Frauen sind daher von vorneherein ausgeschlossen, und Queers sehen lieber zu, dass sie sich auf den Weg nach Israel machen, denn ein Christopher-Street-Day ist in Nablus oder Ramallah undenkbar, in Tel Aviv aber wird auf den Straßen wird getanzt, getrunken und in Sachen Kleidungsstil sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Die fortschreitende Homogenisierung und Islamisierung verlangt die absolute Identität des Einzelnen mit der Gemeinschaft. Das Individuum gilt nichts, das Kollektiv, das Volk ist alles. Jeder hat sich dem Zwang der Gemeinschaft mit ihren Gesetzen und Werten zu fügen.
Die Selbstmordattentate sind der Endpunkt dieser Identifizierung. Angeblich soll der Kampf gegen Israel einer sein, der das palästinensische Volk endlich von Leid und Unterdrückung befreit, doch die eigentliche Befreiung bezieht sich nicht auf die diesseitige Welt – deshalb sind diesseitige Freuden verpönt – sondern auf ein Jenseits. Die palästinensischen Kinder werden entsprechend indoktriniert. In einem Fernsehbericht der palästinensischen Autonomiebehörde antwortet eine 12jährige auf die Frage, ob sie Rechte für Palästinenser oder das Leben nach dem Tod bevorzugt: "Natürlich ist die Shahada [das islamische Glaubensbekenntnis, im weiteren Sinne/in diesem Fall der Tod als Märtyrer im Heiligen Krieg] eine gute Sache. Wir wollen diese Welt nicht, wir wollen das Leben nach dem Tod. Wir profitieren nicht von diesem Leben, sondern vom Leben nach dem Tod... Die Kinder Palästinas haben die Idee akzeptiert, dass die Shahada dies bedeutet und der Tod durch die Shahada [das Glaubensbekenntnis = Märtyertum] sehr gut ist. Jedes palästinensische Kind im Alter von, sagen wir 12 Jahren, sagt: »Oh Allmächtiger ich möchte gerne ein Shahid [Zeuge=Märtyrerer] werden.«" (International Jerusalem Post, 24.1.2003 | siehe auch unten)
Nichts ist der Idee von individuellem Glück mehr entgegengesetzt als das Selbstmordattentat. Die Ausführenden werden als Märtyrer gefeiert und beneidet, weil sie sich für die Gemeinschaft opfern. Das Menschenopfer wird verherrlicht und wurde von Saddam Hussein einst durch 25 000 Dollar für die Familie des Märtyrers belohnt. In der Hamas-Charta heißt es: "Die Befreiung wird nicht vollendet werden ohne Opfer, Blut und Djihad, der bis zum Sieg fortgesetzt wird." Die Befreiung meint offensichtlich nichts anderes als Vernichtung.

Parolen wie "Juden raus", Begriffe wie "das jüdische Prinzip" oder das Ideal der homogenen Volksgemeinschaft erinnern nicht nur an den deutschen Nationalsozialismus; angefangen von einer langbewährten Zusammenarbeit zwischen Amin el-Husseini, der ein enger Freund Himmlers war, und der Nazi-Führung gibt es bis heute diverse ideologische Übereinstimmungen mit den Nazis. So wurde beispielsweise der Aufstand 1936 in Palästina von den Nazis finanziell und durch Waffenlieferungen unterstützt. Auch die "Protokolle der Weisen von Zion" wurden neu aufgelegt und verbreitet, ein eigentlich fiktives Dokument, in dem alles enthalten ist, was der wahnsinnigen Abstempelung der Juden zum "Weltübel" dient (mehr info unter www.shoa.de/weisen_von_zion.html). Daran angelehnt heißt es in der 1988 verabschiedeten Charta der Hamas : "Die Juden standen hinter der Französischen Revolution und hinter der Kommunistischen Revolution, (...) hinter dem ersten Weltkrieg, um so das islamische Kalifat auszuschalten (...) und standen auch hinter dem zweiten Weltkrieg, in dem sie immense Vorteile aus dem Handel mit Kriegsmaterial zogen. (...) Es gab keinen Krieg an irgendeinem Ort, der nicht ihre Fingerabdrücke trüge."
Für die Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze erhielt Hitler Glückwünsche aus der gesamten arabischen Welt, besonders aus Palästina. Dort ist die Naziliteratur von "Mein Kampf" bis zu den "Protokollen der Weisen von Zion" noch immer auf den Bestsellerlisten. In der arabischen Welt gab es keinen Schock durch eine alliierte Besetzung, die die Kontinuität des Antisemitismus wenigstens oberflächlich verunmöglichte, je nach ideologischem Bedarf wird die Vernichtung der europäischen Juden entweder affirmiert oder geleugnet, ohne dass der Widerspruch benannt würde.

Das palästinensische Selbstmordkollektiv stellt sich als Gemeinschaft der Unterdrückten dar, die sich das Recht auf Notwehr suggeriert. Die größte Bedrohung ist ihnen Israel und das Weltjudentum (das vor allem in den USA zuhause ist). Durch die konsequente Leugnung der Shoa kann die Gründung Israels nur mit Rückgriff auf antisemitische Verschwörungstheorien erklärt werden: die Teilung Palästinas 1947 gilt als "internationales Komplott" - und das unmittelbar nach Stillegung der Gaskammern! Dabei wurde Israel zum Schutz jüdischer Menschen weltweit gegründet, damit Auschwitz sich nicht wiederhole und nichts ähnliches geschehe. Einer Gesellschaft, in der die Meinung vorherrscht, Israel sei völlig unrechtmäßig vom Himmel gefallen und hartnäckig das Gerücht verbreitet wird, es handele sich um eine Besatzermacht, liegt Verhandlungsbereitschaft fern. Wen wundert es bei dieser Dämonisierung von Israel, die von Schulbüchern und Comics bis zu offiziellen Äußerungen reicht, dass Friedensverhandlungen so wenig Erfolg haben? Die 2. Intifada brach vor Abschluß der Camp-David-Verhandlungen 2000 aus, bei denen Barak Arafat die bislang größten Angebote machte. Und dieser Verlauf setzt sich fort.





Das Palituch in Deutschland


Das Tragen des Palituchs hat in der deutschen Linken eine lange, fragwürdige Tradition. Linke behaupten gerne, es ginge in diesem Kampf um die Befreiung des palästinensischen Volkes von der israelischen Unterdrückung. Die Solidarität mit nationalen Befreiungsbewegungen galt und gilt immer nur der Befreiung ganzer Völker und nie der einzelner Menschen. Dass diese Befreiungsbewegungen fast ausnahmslos antisemitisch waren, hat dabei nie jemanden interessiert, wichtig war, dass sie sich gegen den Westen wandten und damit vor allem gegen die USA, die als Verkörperung des Westens und seiner Werte gelten. Die Solidarität mit einem Volkskollektiv kennt keine Einzelnen, sondern erwartet von ihnen, mit ihrer Kultur identisch zu werden. Diese linken Volksliebhaber kümmert es dabei weder, dass Intellektuelle aus dem Maghreb die französische Sprache um ihrer Komplexität willen schätzten, noch dass viele türkische Frauen das Kopftuch vielleicht ihrer Kultur, aber ihrer selbst nicht unbedingt angemessen finden. Deutsche Linke stellen sich offensichtlich Menschen aus dem nicht-westlichen Teil der Welt immer nur als Opfer vor, niemals aber als Subjekte, die sich für ein Leben jenseits ihres angestammten Kulturkreises entscheiden könnten. Sie schreiben sie auf ihre Kultur fest und praktizieren damit einen Rassismus, der als Multikulturalismus auftritt.
Palituchträger zeigen sich völlig ignorant gegenüber der Tatsache, dass Israel der einzige Ort dieser Welt ist, wo Juden von einem Staat mit einer Armee vor antisemitischen Übergriffen in der ganzen Welt geschützt werden. Das, was sie sich als die Befreiung Palästinas vorstellen, ist nichts anderes als die Befreiung der Palästinenser von den Juden, vom jüdischen Prinzip, und damit deren eigenen materiellen Wünschen und Bedürfnissen, da das Selbstmordattentat es ausschließt, die Früchte dieser sogenannten Freiheit noch selbst genießen zu können.

Ob Du willst oder nicht, solange Du dieses Tuch trägst, symbolisierst Du damit Dein Einverständnis und Deine Unterstützung des Kampfes gegen Israel und die Juden und der Mittel, mit denen er geführt wird. Du stellst Dich auf die Seite derer, die den Frauen nicht einen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft zugestehen wollen, sondern die jeden Menschen zwingen, sich den Ansprüchen ihrer*seiner Kultur zu fügen, wie menschenverachtend sie auch immer sein mögen. Kurz: Du stehst damit auf der Seite von Unterdrückung und Gewalt und nicht auf der von Individualität und Freiheit.



>Deswegen: runter mit dem Palituch!

04.09.2007