14.11.2008

Untersuchung eines bisher ungeklärten Todes

Neue gerichtliche Untersuchung eines bisher ungeklärten Todes: Und was die antisemitische LaRouche-Bewegung damit zu tun hat


Am 27. März 2003 kam der damals erst 22–jährige britische Student Jeremiah Duggan an einer Schnellstrasse in der Nähe von Wiesbaden ums Leben. An einen Selbstmord will die Mutter des Verstorbenen bis heute nicht glauben...

Von Charlotte Hirsch und Juri Eber

Am 5. November 2008 endlich der Erfolg: Nach einer zweieinhalbstündigen Anhörung wurde nach über fünf Jahren erfolglosem Klagen und Informieren dem Gesuch Erica Duggans nach einer erneuten Untersuchung des Falls stattgegeben. Vor dem britischen High Court werden die Todesumstände jetzt erneut untersucht.

Jeremiah kam in Deutschland als Brite mit jüdischem Hintergrund mit der LaRouche-Bewegung in Kontakt, die sowohl das "Weltjudentum" als auch das "Britische Empire" als Drahtzieher allen Übels ausgemacht hat. Er starb infolge einer Auseinandersetzung mit einem Ableger der antisemitischen Bewegung und der Offenbarung seiner jüdischen Identität im Kreise ihrer Gesellschaft. Kurz bevor er starb, nahm er an einer Konferenz des Schiller-Instituts teil.

Das Schiller - Institut ist ebenso wie die in Deutschland erlaubte Partei BüSo(Bürgerrechtsbewegung Solidarität) Teil der internationalen Bewegung des notorischen Antisemiten Lyndon H. La Rouche. Seit über 30 Jahren ist die LaRouche – Organisation in Wiesbaden aktiv. Sie werben dort insbesondere um junge Aktivisten. Die Jugendlichen werden dazu aufgefordert ihr Studium oder ihre Ausbildung abzubrechen, um sich ausschließlich der Arbeit für die Organisation zu widmen.

Die LaRouche – Organisation verbreitet in großem Umfang antisemitische Verschwörungstheorien. La Rouche sieht eine international verflochtene Kaste jüdischer Bankiers, die in Verbindung mit verschiedenen westlichen Regierungen, insbesondere der britischen Krone, als Drahtzieher eines internationalen "Syndikats" stehen. Dieses sei unter anderem für den Machtantritt der Nationalsozialisten und den 11. September verantwortlich. Die Britische Regierung, welche unter Kontrolle der Rothschilds stehe, fördere gezielt den internationalen Drogenhandel und arbeite gegen die USA auf die totale Kontrolle der Welt unter zionistisch – britischer Herrschaft hin. La Rouche ist davon überzeugt, dass es einen "harten Kern der Wahrheit" in den Protokollen der Weisen von Zion gebe, einer wissenschaftlich belegten antisemitischen Fälschung des zaristischen Geheimdienstes.

Am frühen Morgen des 27. März meldete sich Jeremiah bei seinen Eltern in Großbritannien per Telefon mit den Worten "I’m in deep trouble". Danach brach die Verbindung ab. Er war nach Wiesbaden gekommen, weil ein Freund ihn zu einer "Antikriegskonferenz" eingeladen hatte. Jeremiah war gegen den Irak – Krieg. Nachdem sich ihm der Antisemitismus der LaRouche – Gruppe offenbarte, gab er während der Veranstaltung bekannt, dass er Jude sei. Er kontaktierte in der darauf folgenden Nacht seine Eltern und seine Freundin, litt an panischer Angst, wollte fliehen. 35 Minuten nach der letzten Kontaktaufnahme zu seiner Mutter war er tot.

Nach den Angaben der örtlichen Polizeibehörden handelte es sich bei dem Tod Jeremiahs um Selbstmord. Er sei vor ein fahrendes Auto gerannt, ein zweites habe ihn überrollt. Die deutschen Behörden leiteten keine weiteren Untersuchungen ein. Eine, von einer Ärztin empfohlene, Obduktion unterblieb. Die Fremdeinwirkung Dritter wurde ausgeschlossen. Im Verlauf der Ermittlungen wurden hauptsächlich Anhänger der LaRouche – Gruppe zu den Hintergründen befragt. Gegen den Willen der Eltern wurde auf Anweisung der Behörden die Kleidung des Toten vernichtet. Die Ermittlungsunterlagen wurden an den Anwalt von Helga Zepp – LaRouche, der Leiterin des deutschen LaRouche – Ablegers und Frau des Gründers der Bewegung übergeben.

Die Mutter des Toten, Erica Duggan, äußerte erhebliche Zweifel an der Selbstmord Version der deutschen Behörden. Jeremiah soll nach seinem letzten Anruf die fünfeinhalb Kilometer bis zu seinem Todesort in nur 35 Minuten zurückgelegt haben. Der britische Pathologe Dr. Shove schloss nach einer Autopsie der Leiche Selbstmord, sowie einen Verkehrsunfall als mögliche Todesursachen aus. Stattdessen sei der Tod durch Schläge auf den Kopf verursacht worden. Jeremiahs Pass wurde nach seinem Tod von Ortrun Kramer, Aktivistin des Schiller – Instituts, an die Behörden ausgehändigt. Erica Duggan ließ den Pass untersuchen. Darauf wurden Blutspuren ihres toten Sohnes entdeckt.

Dass die BüSo,als Teil einer offen antisemitischen Bewegung, immerhin mehr als 35.000 Wähler bei der letzten Bundestagswahl mobilisieren konnte, hat bisher anscheinend keinerlei Aufmerksamkeit erregt. Weiterhin treten die Aktivisten der LaRouche Sekte hierzulande als bürgerliche Demokraten auf.

Die Ignoranz in Deutschland, mit der der LaRouche – Bewegung entgegentreten wird, wirft erneut Fragen auf. Wenn ein Jude infolge des Kontakts mit einer antisemitischen Bewegung zu Tode kommt, ist eine breite gesellschaftliche Diskussion notwendig, mindestens jedoch eine ordentliche Untersuchung der Todesumstände.



Weitere Informationen zum Fall unter: www.justiceforjeremiah.com




Stramm stehende Büso-Mitlgieder bei einem Informationsstand in Berlin Ende 2006

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

krass. davon hatte ich noch nie gehört.